St. Peter und Paul – Geschichte

Die Pfarrei Oberammergau gibt es seit dem 12. Jahrhundert. Als Herzog Welf I. das Augustinerchorherrnstift Rottenbuch gründete, wurde diesem die Seelsorge im ganzen Ammertal anvertraut. Seit 1295 war der Rottenbucher Propst der geistliche Herr der Pfarrei, die er durch einen seiner Chorherrn betreuen ließ. Das blieb so bis zur Säkularisation 1803. Die weltliche Oberherrschaft übte das Kloster Ettal aus. Wohl galt es für die Dorfbewohner, Abgaben und Arbeiten zu leisten – und doch hat das Dorf mehr gewonnen als es verpflichtet war, zu geben. Die Pfarrkirche wäre ohne diese historischen Gegebenheiten in all ihrer Schönheit und ihrem Schmuck gar nicht denkbar. Auch das Passionsspiel, gelobt nach der Pestepidemie von 1633 hat beiden Klöstern viel zu verdanken.

Die heutige Pfarrkirche hat als Vorläuferin eine Holzkirche in der ersten Zeit, sodann eine romanische und dann eine gotische Kirche. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts waren die Schäden so groß, dass sie mit den Mitteln der damaligen Zeit nicht mehr zu beheben waren. Chorherr Clemens Prasser, der von 1740 bis 1770 seinem Stift als Propst vorstand, hat das theologische Programm der Ausstattung entworfen mit den Schwerpunkten Erlösung der Menschheit und der Verehrung der Kirchenpatrone Petrus und Paulus.

Bedeutende Künstler waren in der Pfarrkirche am Werk. Josef Schmuzer ( 1683- 1752) aus Wessobrunn hat den Neubau geleitet und zusammen mit seinem Sohn Franz- Xaver hat er die Kirche stukkiert. Von letzterem stammen auch die Altäre und die Figuren. Alle Decken- und Wandfresken im Presbyterium sowie die Bilder am Hochaltar und am Annaaltar stammen von Matthäus Günter (1705-1788), einem vorzüglichen Meister. Nicht zu vergessen sind die Fresken von Franz Seraph Zwinck (1753-1808) an den Emporenbrüstungen und an der Emporendecke.

Deckenfresko der Pfarrkirche St. Peter und PaulDas Deckenfresko im Langhaus aus dem Jahre 1741 ist das erste Werk von Matthäus Günther in Oberammergau. Dem Betrachter fallen zunächst die beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus auf; der Legende nach treffen sie vor dem Marmertinischen Kerken in Rom zusammen, um am selben Tag hingerichtet zu werden. Petrus erleidet den Tod durch das Kreuz, Paulus durch das Schwert. Die Sterbenden werden vom himmlischen Hofstaat bereits erwartet; um den Auferstandenen scharen sich die Heiligen des Alten und des Neuen Bundes.

Im Zentrum des rechten Seitenaltares – des Kreuzaltares – steht jenes Kreuz, vor dem der Überlieferung nach im Jahre 1633 das Passionsgelübde abgelegt wurde, das Versprechen, alle zehn Jahr das Spiel vom Leiden und Sterben unseres Herrn aufzuführen. In der Erfahrung der Pest – und ganz allgemein an jeder Grenze, die zum Tode führt, bleibt uns nur mehr eines: der Blick auf den hin, der den Tod überwunden hat.

(Text aus: Kirchenführer Katholische Pfarrkirche Oberammergau, Kunstverlag Josef Fink, 2000
Fotos: Erwin Reiter, Haslach)