Schon zur Keltenzeit hatte das Ammertal Bedeutung als Verkehrsweg. Nach den Kelten war das Tal besiedelt von den Welfen. Der Ort Unterammergau wird erstmals 1280 urkundlich erwähnt – schon damals gab es ein kleines steinernes Kirchlein, wie Ausgrabungen beweisen. Eine kirchliche Eigenständigkeit erreichte der Ort allerdings erst im Jahre 1809 – zuvor war es trotz vieler Änderungswünsche abhängig von Oberammergau. Zu den neuen Pfarrei gehörte ein relativ großer Sprengel, der Wurmansau, Altenau und Unternogg umfasste. Vom Beginn der Neuzeit bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts fanden die Bewohner des Ortes in der Wetzsteingewinnung eine ertragreiche Erwerbsmöglichkeit und einen relativen Wohlstand, was nicht zuletzt in der verhältnismäßig reich ausgestatteten Kirche Ausdruck findet.
Die mittelalterliche Kirche, die nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges vermutlich ziemlich baufällig geworden war wurde 1709/10 errichtet. Baumeister war der Rottenbucher Chorherr Germanus Pecher, der den Plan entwarf und den Bau beaufsichtigte.

Es mag überraschen, dass im Hochaltar nicht der Patron der Kirche, St. Nikolaus dargestellt ist, sondern die Aufnahme Mariens in den Himmel (der Maler des Bildes ist nicht bekannt). Eine 1693 gegründete marianische Bruderschaft ist die Ursache dafür, dass der Hl. Nikolaus auf den linken Seitenaltar verdrängt wurde. Das marianische Thema bestimmt den gesamten Hochaltarbereich: Über den Durchgängen zur Sakristei die Eltern der Gottesmutter den Hl. Joachim als Hirten mit Opfertaube im Körbchen und die Hl. Anna mit einer Feder als Attribut, weil sie ihrer Tochter Maria Lesen und Schreiben gelehrt hat. Die Figuren sind qualitätvolle Arbeiten von Franz Xaver Schmädl aus Weilheim, der sehr häufig im Pfaffenwinkel anzutreffen ist.
Die Seitenaltäre sind möglicherweise Werke von Paul Zwink aus Uffing; die Altarbilder stammen möglicherweise von Franz Seraf Zwinck aus Oberammergau oder von dem Mattäus-Günther-Schüler Ignaz Paur. Auf der linken Seite ist der Hl. Nikolaus dargestellt und zwar ganz deutlich als Patron der Kaufleute (der Legende nach sagt er auf einer Pilgerreise ins Heilige Land Sturm voraus, darum wurde er zum Patron der Reisenden zu Wasser und zu Land sowie der Kaufleute), im Bild sogar als Patron der Unterammergauer Wetzsteinhändler. Der rechte Seitenaltar mit dem Bild von der Kreuzabnahme nimmt nochmals Bezug auf das Hochaltarbild. Bevor Maria in den Himmel aufgenommen wurde, musste sie unter dem Kreuz Jesu stehen.

Erwähnenswert sind die Fresken in Chor und Langhaus des Oberammergauer Malers Johann Jakob Würmseer („pinxit 1710“), der in zwölf Szenen ( in fünf Fresken und in sieben ovalen Medaillons) das Leben des Heiligen Nikolaus darstellt, beginnend vom Bild über der Orgel (frühe Auserwählung des Heiligen) bis hin zu seinem Tod im Chor zwischen der Darstellung Gottvaters und des Heiligen Geistes.
Ebenso erwähnenswert ist der vorzügliche Stuck des im schwäbischen Raum, aber auch in der näheren Umgebung sehr beschäftigen Italieners Francesco Marazzi aus Como.
(Text aus dem Kirchenführer von Prof. Dr. Hans Pörnbacher)