Die Reihe „Schauplätze der Passion“, die die Proben zu den Passionsspielen begleitet hat, bietet die Möglichkeit, jene Orte im Hl. Land zu entdecken, an denen sich die einzelnen Szenen des Passionsspiels zugetragen haben (sollen).
Wer heutzutage die Möglichkeit hat, bei der Palmsonntagsprozession inmitten einer fröhlich singenden Menge von Betfage am Ölberg hinein in die Stadt Jerusalem zu ziehen, bekommt einen Eindruck, wie es einst gewesen sein könnte, als Israel Davids Sohn preisend entgegen strömte. Eine ganz besondere Erfahrung.
Verheißungen wie die Seligpreisungen (vgl. Mt 5,1-12) – an die in dieser Kirche auf einem am Nordufer des Sees Genezareth gelegenen Hügel, dem sog. „Berg der Seligpreisungen“, erinnert wird – waren es, die das Volk Jesus zujubeln ließen. Insofern er seine frohe Botschaft für die Armen jedoch häufig auch mit Kritik an jenen verknüpfte, die für die Not ihrer Mitmenschen verantwortlich waren, musste das unweigerlich zum Konflikt führen.
Da die Botschaft Jesu wichtig ist, um zu verstehen, was ihn letztlich in das Passionsgeschehen hineingeführt hat und am Kreuz enden ließ, finden sich in den neueren Inszenierungen des Passionsspiels bewusst auch etliche Passagen aus seiner Verkündigung, insbesondere aus der so genannten Bergpredigt. Als ein Ort, an dem man sich gut vorstellen kann, dass Jesus tatsächlich zu den Leuten gesprochen hat, gilt dieser als „Ort der Bergpredigt“ bekannte Platz am Hang des Berges der Seligpreisungen.
Neben seiner Verkündigung war es das heilsame Wirken Jesu, das Anklang fand, aber auch Anstoß erregte. So etwa die Auferweckung seines guten Freundes Lazarus in Bethanien (vgl. Joh 11,1-44). Dort wird noch heute eine Gruft gezeigt, die als Grab des Lazarus verehrt wird. Eine Stätte, die angesichts dessen, was auch uns manchmal an Leben(digkeit) fehlt, Hoffnung schenken kann.
Bethanien führt uns bis heute auch vor Augen, was mitunter sogar Glaubenszweifel hervorrufen kann: dass unsere menschliche Sehnsucht nach unbeschwertem Leben oft eben auch unerfüllt bleibt. Denn der Ort wird von der Sperrmauer – dem Symbol des Nahostkonflikts – durchzogen, die sich gleich oberhalb der Lazaruskirche erhebt. Während Jesus einst nur über den Ölberg zu gehen brauchte, um von Jerusalem dorthin zu gelangen, ist dazu heutzutage eine rund einstündige Fahrt nötig.
Die „Salbung in Bethanien“ (vgl. Mt 26,6-13; Mk 14,3-9; Lk 7,36-50; Joh 12,1-10), die in der dortigen Kirche dargestellt ist, macht deutlich, dass Jesus – obwohl er unsere Hoffnungen nicht immer wie gewünscht erfüllt – der Messias, d. h. der Gesalbte Gottes ist, der heilen will, was in unserer Welt und unserem Leben unheil ist. Bemerkenswert ist dabei auch, dass diese Salbung durch eine Frau vollzogen wurde – wenn auch dem biblischen Zeugnis zufolge nicht von Maria Magdalena (nach Joh war es Maria, die Schwester des Lazarus, nach Mk, Mt und Lk eine namenlose Frau).
Der so genannte Tempelberg in Jerusalem gilt Juden, Christen und Muslimen als heilige Stätte. Bis heute kommt es hier immer wieder zu Auseinandersetzungen. Auch der innerjüdische Konflikt zwischen Jesus und den religiösen Autoritäten seiner Zeit spielte sich unter anderem dort ab. Wobei so manche seiner kritischen Aussagen – nicht zuletzt mit Blick auf unsere Kirche – bis heute nichts an Aktualität verloren haben…
„Höre, Israel! Der HERR, unser Gott, der HERR ist einzig.“ (Dtn 6,4) So beginnt das Schma Israel, gleichsam das jüdische Glaubensbekenntnis. Da Jesus gläubiger Jude war, hat er es ohne Zweifel oft gebetet. So wie es Juden bis auf den heutigen Tag tun. Etwa an der als Klagemauer bekannten westlichen Stützmauer des ehemaligen Tempelareals in Jerusalem. Für Juden war der Tempel einst der Ort, an dem sie am unmittelbarsten mit Gott in Kontakt treten konnten. Bis heute gilt ihnen deshalb die Westmauer als heilige Stätte, an der ihnen Gott besonders nahe ist.
Im Tempelbezirk, zu dem unter anderem diese noch originale Treppe führt, kam üblicherweise auch der Hohe Rat zusammen. Dieses Gremium stand unter dem Vorsitz des Hohepriesters – zur Zeit Jesu Kaiphas – und war die oberste jüdische Instanz mit religiöser und – wenn auch eingeschränkt – politischer und richterlicher Kompetenz. Unter den wohl 70 Mitgliedern gab es neben Gegnern auch eine Reihe von Befürwortern Jesu.
Wer schon einmal das Glück hatte, das Pessachmahl bei einer jüdischen Familie mitfeiern zu dürfen, hat erfahren, welch fröhliches, ja ausgelassenes Fest Pessach ist. Erinnert es doch an die von Gott ermöglichte und begleitete Befreiung Israels aus der Knechtschaft Ägyptens. Wenn Jesus sein Letztes Abendmahl – der Tradition nach in diesem Saal auf dem Zionsberg – an oder um Pessach herum gehalten hat, steckt darin die Botschaft: An ihm und durch ihn wird sich in dem, was auf das Mahl folgt, auf einzigartige und zugleich beispielhafte Weise das befreiende Handeln Gottes zeigen, das deshalb auch wir alle zu Recht erhoffen dürfen.
Im Garten Getsemani vermitteln uralte, knochige Olivenbäume bis heute einen guten Eindruck von der Passions-Szene am Ölberg. Besonders, wenn man im Dunkeln hierher kommt, rückt es bedrängend nahe an einen heran, was es für Jesus bedeutet haben muss, dass seine Jünger einschliefen oder anders ausgedrückt: die Augen verschlossen vor dem Dunkel, das ihn umgab, und seine Not offenbar nicht sehen wollten. Eine Szene, die sich leider bis heute so oft wiederholt. Wie wir unlängst erneut erfahren mussten, auch in der Kirche.
In der Kirche aller Nationen, auch Todesangstbasilika genannt, wird ein Fels gezeigt und verehrt, auf dem der Überlieferung zufolge Jesus im Angesicht des ihm bevorstehenden Leidenswegs gebetet und dabei Blut und Wasser geschwitzt haben soll. Sicher eine der eindrucksvollsten Szenen der gesamten Passion. Zeigt sie uns doch einen sehr menschlichen Jesus, der uns in den Ängsten und Nöten unseres Lebens wirklich nahe sein kann, weil er sie am eigenen Leib durchlitten hat.
Die so genannte „Verratsgrotte“ erinnert an die Gefangennahme Jesu. Für die Auslieferung Jesu durch Judas findet sich dabei im griechischen Originaltext der Bibel das Wort paradidonai = überliefern, ausliefern, übergeben (vgl. Mk 14,18). Dabei handelt es sich interessanterweise um dasselbe Wort, mit dem auch die Hingabe Jesu bezeichnet wird (vgl. Lk 23,46: „Vater, in deine Hände gebe ich meinen Geist“), weshalb das Wort also eigentlich eine heilsgeschichtliche Dimension hat. Daher muss es nicht verwundern, wenn Jesus Judas selbst in diesem Moment noch „Freund“ nennt (vgl. Mt 26,50). Durch die Jahrhunderte hindurch galt Judas immer als der Böse, aber vielleicht ist es ja ganz anders?!
Über diese noch original erhaltene Treppe, auf der man am Gründonnerstagabend zwischen lauter brennenden Kerzen sitzen und das biblische Geschehen innerlich betrachten kann, wurde Jesus vom Ölberg in das Haus des Hohepriesters geführt. Dort soll es ein nächtliches Verhör durch den Hohen Rat gegeben haben. Historisch gesehen spielte dabei wohl das so genannte „Tempelwort“ (vgl. Mk 14,58) eine erhebliche Rolle, das vor allem in den Ohren der Tempelaristokratie bedrohlich geklungen haben muss.
Im Rahmen des nächtlichen Verhörs im Haus des Hohepriesters traten auch diverse (falsche) Zeugen gegen Jesus auf. Im Oberammergauer Passionsspiel kommt durch sie auch das heilsame Wirken Jesu zur Sprache, das nicht unmittelbar dargestellt wird. So etwa die Heilung von Kranken wie der Schwiegermutter des Petrus im Haus des Petrus, dessen Ruinen unter dieser Kirche in Kafarnaum noch zu sehen sind und in dem wohl auch Jesus eine Zeit lang mitwohnte.
Mehrfach wird auch von Blindenheilungen durch Jesus berichtet. Dieser Gedenkstein in Betsaida, dem am Nordostufer des Sees Genezareth gelegenen Heimatort der Apostel Petrus, Andreas und Philippus, erinnert an eine von ihnen (vgl. Mk 8,22-26). Und er erinnert daran, wie notwendig es bis auf den heutigen ist, dass uns Menschen immer wieder die Augen geöffnet werden.
Auch Besessene hat Jesus geheilt. Die Bekannteste von ihnen ist Maria aus Magdala, deren Heimatort seit einigen Jahren ausgegraben wird – hier die Fundamente der Synagoge – und „aus der sieben Dämonen ausgefahren waren“ (Lk 8,2). Da Dämonenbesessenheit gerne auch mit ungezügelter sexueller Leidenschaft in Verbindung gebracht wurde, wurde Maria Magdalena fälschlicherweise schon bald mit der eigentlich namenlosen „Sünderin“ aus Lk 7,36-50 identifiziert und gilt bis heute oft als Prostituierte und eben Sünderin. Es gibt wohl kaum eine biblische Figur, deren Bild so dermaßen verzeichnet wurde.
Immer wieder wurde Jesus kritisiert, weil er einen menschlichen Umgang mit Leuten gepflegt hat, die an den Rändern der damaligen Gesellschaft standen: Ausgestoßene und Verachtete wie etwa die unbeliebten, ja geradezu verhassten Steuereintreiber. Zachäus, den Jesus zum Empören aller in seinem Haus besuchte (vgl. Lk 19,1-10), ist einer von ihnen. Der Maulbeerfeigenbaum, auf den er angeblich gestiegen ist, um Jesus zu sehen, wird in der Oasenstadt Jericho gezeigt.
Seine Gegner warfen Jesus unter anderem vor, er sei „ein Fresser und Säufer“ (Mt 11,19). Eine interessante Notiz, aus der man schließen darf, dass Jesus sehr wohl auch genießen konnte. Dazu passt die Episode von der Hochzeit zu Kana in Galiläa, bei der bekanntlich reichlich Wein geflossen ist (vgl. Joh 2,1-12). Und Jesus wird hier sicher nicht nur zugeschaut haben. Sondern wir dürfen uns durchaus vorstellen, dass er ausgelassen mitgefeiert, -getanzt und -getrunken hat – als Ausdruck der Lebensfreude die uns Menschen zugedacht ist.
Während Jesus im Haus des Hohepriesters verhört wird, hält sich Petrus draußen im Hof auf und leugnet, Jesus zu kennen – dreimal ehe der Hahn kräht (vgl. Mt 26,69-75). Genauso wie es ihm Jesus vorhergesagt hatte. Als ihm sein Versagen bewusst wird, bereut es Petrus bitterlich – und darf nach Jesu Auferstehung erfahren, dass dieser ihm das nicht nachträgt: Ebenfalls dreimal fragt Jesus Petrus dann: „Liebst du mich?“ Und als dieser bejaht, überträgt er ihm eine besondere Aufgabe (vgl. Joh 21,15-17).
Anders als Petrus rechnet Judas offenbar nicht mit Barmherzigkeit und Vergebung. Er zerbricht an seiner Schuld. Nach Mt 27,5 erhängt er sich, woraufhin die Hohepriester mit den 30 Silberlingen, die sie Judas für die Übergabe Jesu gezahlt hatten, den so genannten Töpferacker bzw. Blutacker erwerben und zu einer Begräbnisstätte machen. Nach Apg 1,18f. hat Judas selbst dieses Grundstück „von dem Lohn für seine Untat“ gekauft und kommt dort auf grausige Weise zu Tode. Bemerkenswert ist, dass sich ein Blick auf Hakeldamach (= Blutacker) ausgerechnet vom Ort der Verleugnung und Reue des Petrus aus bietet, der ganz anders mit seiner Schuld umgeht als Judas.
Nach dem nächtlichen Verhör im Haus des Hohepriesters wird Jesus in das Prätorium geführt, wo er sich vor dem römischen Präfekten Pontius Pilatus verantworten muss. Die Lage des Prätoriums war lange umstritten. Heute geht man aber allgemein davon aus, dass es mit dem Herodespalast im Westen Jerusalems zu identifizieren ist, sich also bei der so genannten Davidszitadelle befand. Insofern ist eine Begegnung Jesu mit Herodes Antipas, dem Landesfürsten von Galiläa, der sich zum Pessach-Fest ebenfalls in Jerusalem aufhielt, durchaus vorstellbar (vgl. Lk 23,7-11).
Lange war man der Auffassung, Pilatus habe den Prozess gegen Jesus, in dem dessen von Pilatus falsch verstandenes Königsein eine entscheidende Rolle spielte, in der Burg Antonia geführt, einer Festung, von der aus sich insbesondere auch das Geschehen auf dem Tempelareal kontrollieren ließ. Deshalb befindet sich hier die 1. Station der Via Dolorosa, des traditionellen, aber sicher nicht historischen Leidenswegs Jesu durch Jerusalem. Auf dem Gelände der muslimischen Schule, die heute hier eingerichtet ist, sammeln sich die Gläubigen jeweils zu Beginn der großen Karfreitagsprozession.
Die so genannte Geißelungskapelle an der 2. Station der Via Dolorosa erinnert an die Auspeitschung Jesu, die – wie damals üblich – seiner Kreuzigung vorausging. Eine äußerst brutale und grausame Foltermethode, die aber wie das gesamte Leiden Jesu in der Bibel bewusst nicht besonders ausgeschmückt wird, sondern lediglich knapp und sachlich benannt wird (vgl. Joh 19,1).
Der so genannte Ecce-Homo-Bogen, der die Via Dolorosa überspannt, ist Teil eines Triumphbogens, den Kaiser Hadrian zwar erst um 120 n. Chr. errichten ließ, das aber der Überlieferung nach an der Stelle, an der Pilatus mit Blick auf den geschundenen Jesus die berühmten Worte spricht: „Siehe, der Mensch.“ (Joh 19,5). Vordergründig möchte Pilatus Jesus, den vermeintlichen „König der Juden“, damit lächerlich machen und entzaubern. Unbewusst aber spricht er eine tiefe Wahrheit an: In diesem geschundenen und erniedrigten Menschen zeigt sich Gott. Denn Gott ist Mensch geworden – mit aller Konsequenz.
Die Via Dolorosa wurde von Franziskanern angelegt. Insgesamt 14 Stationen laden dazu ein, des Kreuzwegs Jesu zu gedenken. Dabei haben nicht alle Stationen einen biblischen Bezug, so auch die 3. Station: Jesus begegnet seiner Mutter. Doch wenn Maria unter dem Kreuz stand (vgl. Joh 19,25-27), wird sie ihren Sohn sicher auch auf dem Weg dorthin begleitet haben. Auch wenn es ihr das Herz zerreißt: sie schaut nicht weg, sie ist da, hält aus und leidet mit.
Auch Veronika zeigt Mitgefühl mit Jesus. Bei ihr handelt es sich um keine biblische Gestalt. Aber die Legende besagt, dass sie das Leid Jesu auf seinem Kreuzweg zumindest ein wenig gelindert habe, indem sie ihm den Schweiß vom Gesicht gewischt hat. Auf dem Schweißtuch habe sich das Antlitz Jesu abgedrückt und als Bild erhalten. Daher auch der Name „Veronika“ – abgeleitet vom griechischen veron eikon = das wahre Bild.
Auch Simon von Cyrene half Jesus – wenn auch unfreiwillig –, indem er ein Stück des Weges sein Kreuz trug. Genau genommen handelte es sich dabei um den Querbalken des Kreuzes, denn „nur“ diesen mussten die Verurteilten zur Hinrichtungsstätte tragen, wo der Längsbalken bereits in der Erde verankert war. Simon selbst war wohl Afrikaner – Cyrene liegt im heutigen Libyen – und, wie die Namen seiner beiden Söhne Rufus und Alexander (vgl. Mk 15,21) vermuten lassen, mit einer Römerin oder Griechin verheiratet.
Der Ort der Kreuzigung Jesu, Golgatha, ist einer der historisch am besten gesicherten Orte. Zur Zeit Jesu handelte es sich um einen Steinbruch außerhalb der Stadtmauern. Noch heute ist ein Teil des Felsens zu sehen. Durch ein Loch unterhalb des griechisch-orthodoxen Altares – insgesamt teilen sich sechs verschiedene christliche Konfessionen die so genannte Grabeskirche – können ihn die Pilger auch berühren; der Überlieferung nach an der Stelle, an der das Kreuz Jesu aufgerichtet wurde.
In den Passionserzählungen finden sich zahlreiche Bezüge zu Texten des Alten oder besser Ersten Testaments, die den Evangelisten helfen, das an sich unvorstellbare Leiden und Sterben des Messias am Kreuz theologisch zu deuten. Besonders Psalm 22 bietet hier einen Anknüpfungspunkt. So wird etwa die Verteilung der Kleider Jesu (vgl. Joh 19,23f.) als Erfüllung von Ps 22,19 gedeutet.
Joseph von Arimathäa, der dem Hohen Rat angehörte, aber dennoch mit Jesus sympathisierte, setzte Jesus in dem Grab bei, das er „für sich selbst in einen Felsen hatte hauen lassen“ (Mt 27,60). Der Tradition nach fand Joseph daher dann nach seinem eigenen Tod ein paar Meter entfernt in einem neuen Grab seine letzte Ruhestätte. In einer nahe dem Grab Jesu gelegenen Kapelle in der so genannten Grabeskirche in Jerusalem wird dieses Grab noch heute gezeigt, und es vermittelt einen guten Eindruck davon, wie die Gräber an der Hinrichtungsstelle von Golgatha ausgesehen haben.
Diese aus der Zeit Jesu stammende Grabanlage der Herodes-Familie in Jerusalem vermittelt einen sehr authentischen Eindruck davon, welches Bild sich den Frauen am Ostermorgen geboten haben muss. Denn als sie zum Grab Jesu kamen, „sahen sie, dass der Stein schon weggewälzt war“ (Mk 16,4). Ja, mitunter ist es tatsächlich so, dass die Steine, die uns auf der Seele lasten, plötzlich und unverhofft von uns genommen werden.
„Christus ist auferstanden“, so ist es in griechischer Sprache auf diesem Tuch im Hl. Grab zu lesen. Daher auch hat die bei uns so genannte „Grabeskirche“ in den östlichen Kirchen die eigentlich viel treffendere Bezeichnung „Anastasis“ = „Auferstehungskirche“ erhalten. Denn genau das ist die zentrale Botschaft unseres christlichen Glaubens, auf die die Passion im Letzten hinläuft: Das Dunkel von Kreuz, Leid, Not und Tod wird immer irgendwann vom Osterlicht durchdrungen. Darauf dürfen wir hoffen und vertrauen.